Die Erde, mein Hintern und andere dicke runde Sachen by Carolyn Mackler

Die Erde, mein Hintern und andere dicke runde Sachen by Carolyn Mackler

Autor:Carolyn Mackler
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: CARLSEN Verlag GmbH, Hamburg
veröffentlicht: 2009-12-31T16:00:00+00:00


17 »Nein.«

»Mom, komm schon. Bitte. Bittebitte.«

»Absolut nicht.«

»Warum nicht?« Ich sinke auf die Knie und falte die Hände wie zum Gebet. Ich bin nicht fromm, aber es gibt Situationen im Leben, da kann Gott ganz nützlich sein – beim Start eines Flugzeugs, bei Abschlussexamen und bei Wochenendtrips nach Seattle. »Liegt es daran, dass du Shannons Eltern nicht magst? Die sind nämlich wirklich nett, du müsstest ihnen nur eine Chance …«

»Steh auf, Virginia. Ich weiß nicht, wie du auf die verrückte Idee kommst, ich würde Liam Newman und Nina Malloy nicht mögen. Die beiden sind absolut anständige Leute. Ich will deshalb nicht, dass du nach Seattle gehst, weil im Moment zu viel los ist. Im Übrigen habe ich schon die Lowensteins und Nan Grossman eingeladen, ich will also ein möglichst normales Thanksgiving verbringen.«

Ich lehne am Küchentresen, wo Mom Basilikumblätter klein hackt. »Was meinst du mit« – ich male mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft – »›zu viel los‹? Redest du von Byron?«

Mom gibt das Basilikum in einen Messbecher und sagt kein Wort.

Ich nehme ein Blatt heraus und stecke es mir in den Mund. »Und was ist mit dem, was du gesagt hast, von wegen wir müssen« – ich knicke meine Finger wieder zu Anführungszeichen – »›so weitermachen wie immer und dann wird bald alles wieder seinen normalen Lauf nehmen‹? Wenn das stimmt, warum sollte dann Byrons schwere Prüfung meine Pläne für Thanksgiving beeinflussen?«

Mom knallt das Messer aufs Schneidebrett. »Was ist eigentlich in dich gefahren? Du klingst ja schon wie Anais.«

»Entschuldige. Aber ich finde das einfach nicht fair.«

Mom setzt ihre Lesebrille auf und späht ins Kochbuch. »Das Leben ist nicht immer fair.«

»Und warum muss ich dann die Hauptlast tragen?«

»Du solltest mal ein paar meiner Patienten kennenlernen«, sagt Mom. »Dann würdest du Teenager sehen, die es wirklich schwer haben. An einem Wochenende nicht nach Seattle fahren zu dürfen ist bestimmt nicht die Hauptlast an irgendetwas zu tragen.«

Ich schnappe mir noch ein Stück Basilikum, gehe in mein Zimmer und knalle die Tür zu. Das Blatt war offenbar noch nicht gewaschen, denn mein ganzer Mund ist voll Sand.

Das hat mir in dieser schrecklichen Woche gerade noch gefehlt. Es ist Samstagnachmittag. Seit Shannons E-Mail von Dienstag flehe ich meine Eltern an, mich nach Seattle fahren zu lassen. Ich wünsche es mir so sehr, dass es schon wehtut. Mom war von Anfang an dagegen – zu viel los, brauchen ein normales Thanksgiving, bla, bla, bla. Zuerst schlug Dad vor, man könnte seine Vielfliegermeilen benutzen und einen Freiflug organisieren, aber Mom wollte nichts davon hören. Später am Abend haben sie dann gestritten, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob es um Seattle oder den ganzen anderen Kram ging. In letzter Zeit war die Stimmung bei uns oft angespannt.

In den vergangenen paar Tagen sickerten die Einzelheiten von Byrons Vergewaltigung durch. Mit mir hat natürlich keiner darüber gesprochen, aber meine Eltern und Byron hatten einige spätabendliche Unterhaltungen im Wohnzimmer. Mittlerweile habe ich übermenschliche Lauschfähigkeiten entwickelt, die besonders gut funktionieren, wenn ich in meinem Zimmer auf dem Boden sitze und die Tür einen klitzekleinen Spalt geöffnet ist.



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